Impressions of my journey to the
sunrise of my soul
travelling feldkirch, austria – istanbul,
turkey by train
1. Station,
Bahnhof Feldkirch, 4.10.2013, 00:10
Bin voll auf den Zug gerennt. Komm um 00:10 beim Bahnhof an.
Einige Taxifahrer stehen müde rum und rauchen Zigaretten.
Zwei sehr aufgedonnerte Mädchen kommen aus der Bahnhofshalle.
Die
mit den schwarzen Haaren und dem breiten
Gürtel schreit wie ein Marktschreier
in den leeren platz: hat villicht amol irgendwer was zum kiffen do?!?!?!?!!!!
Also gut.
Ich geh rüber und schenk den Mädchen mein halbes Säcklein.
Die beiden flippen total aus vor Freude.
00:16, der Zug fährt ab, ich freu mich auch.
2. Station,
Wien, du altbackener Windhund
Große Städte
machen mich traurig, wenn sie kalt sind. Und do ist es saukalt. Die Leute
hudeln mehr. Hier ist kein Meer. Dafür ein loada Kellner, der mir ein kleines
Bier um 3,75 € im Cafe Westend verkauft.
Heast, des is aba
a krasse abzocke! Versuch ich mich auf wienerisch und lache. Wenn Leute load sind,
werd ich lustig. Wenn Leute hudeln, schaltet sich meine Gangart auf
wippend-schlendern runter.
Wieder draussen:
ein Mann verdünnt seinen Vodka mit Eistee.
Diese Süchte!!!!
Heast, in dem
gschissnen Wind konnst ned amol gscheid an Dübel baun.
3. Station,
5.10.2013, im Schnellzug Transsylvania (Budapest keleti - Sibiu, Rumänien)
Bin heut um
4:45 aufgestanden. Party dauerte immer noch.
Totale Verwüstung
der einst so hübschen Altbauwohnung.
Diese Studenten!
Prutal!!
Bin um 12 ins Bett,
ständig Leute reingekommen.
Egal jetzt.
Durch einen
Tränenschleier scheint mir Sonne ins Gesicht.
Die Leute
starren mich an. Mir ist alles wurscht.
Mein Herz
ruckelt mit dem Rythmus vom Zug, Gedanken streben gleich Gleisen vorwärts in
ein mir unbekanntes Land.
Tränen strömen
donaugleich gen Osten.
Gesprengt
werden Ketten, die rosten.
Landschaftlich
ganz anders. Flach.
Wenig Straßen,
viele Zäune.
Helle Wälder,
das mag ich. Ob es hier Luchse gibt?!
Auf jeden Fall
Wollgras oder so.
in meinem Herzen
ein floh, der flüstert:
Schau raus, wie
trostlos!
Alte Häuser am
Bahndamm, verdorrter Mais im Garten,
Landschaft
deiner Seele, komm wein ein bisschen.
Stoppelfelder
meiner Kindheit. Was erwartest du noch vom Leben?!
Will wieder
lachen! den salzigen Geschmack der Tränen vergessen,
die tote Schwalbe
auf dem Balkon.
Die Traurigkeit
ist mir ein zu weites Kleid.
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Ein großes Storchennest!!
Na bitte!! UND ein Meilenstein mit einer römischen Fünf. Na, wer sagt’s denn!
JETZT STECK
NICHT GLEICH DEN KOPF IN DIE PUSZTA!
AM ABEND BIN
ICH IM GARTEN DER KARPATEN. ALLE HOFFNUNG IST GRÜN.
ICH BLEIBE
KÜHN.
Frauen mit
langen, weiten Röcken die reiten.
Lass dich von
deinem Herzen leiten.
Kinderwäsche am
Gartenzaun. Felder von Sonnenblumen verdorrt, lassen ihre Köpfe hängen wie Teddybären.
Ich bleibe
kühn.
Wie ein Thor
renne ich aufs Spielfeld der Liebe, jeder neue Anpfiff lässt mich alles
vergessen.
ICH bin der
erste Mensch, der sich das erste Mal verliebt.
...........................
Ein Mann
arbeitet aufm Feld. Frag mich was!! Das Feld ist riesig. Maisstoppelfeld.
Dann Graugänse!!
Es geht wieder
weiter mit verdorrten Sonnenblumen, sie strecken ihren toten Schädel der
untergehenden Sonne entgegen.
............................
War grad aufm
Klo Tampon wechseln.
Hab vergessen
mir die Hände zu waschen. Überlege, ob mir das was ausmacht.
Ach woher!
Ich schmier die
Finger beim Vorhang ab.
Ist ja immerhin
der Schnellzug Transylvania!!
Gruselexpress
quasi. Hihi.
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Potthässliche
80er Jahre Bausünden säumen die Gleise. Zusammengezimmerte Hütten, eine Frau
kocht im Freien.
Eine Katz
wartet vorm Mauseloch.
Eine
bombastische Mauer um ein winziges Betonverlies mit linienförmig angeordneten Bäumen
drin. Seltsam das alles.
Ganze LKW-Fuhrhäuser
und andere Fahrzeugteile spießen als skurille Skulpturen den grauen Himmel auf.
Die Wiese hat
eine seltsame Farbe.
Sowas wie
braun-blassgrün-grau.
Massenhaft Stromleitungen.
Straßenköter. Betonpfeiler.
Und Berge von
verrosteten Metalldrähten.
Noch mehr
Depots von Baumaterial. Swietelsky hat ein Werk hier.
Dann braun-weiß
gefleckte Kühe.
Verdorrte Felder.
Stoppelfelder. Umgegrabene Felder.
Traktoren, die
eine Staubwolke hinter sich herziehen.
komm mir vor
wie im Film über die letzten sieben Tage des Menschen.
........................
Hinter mir hört jemand
laut Super Trouper von ABBA. Was für ein geiler Reisesoundtrack. Hab meinen
i-pod aus eben diesem Grund bewusst daheim gelassen. Authentische akustische Kulisse.
..........................
Wowowowowow!
Ein Friedhof!!! Original
Dracula - Style. Mit kleiner Kapelle. Sehr stilecht.
noch mehr um 24
uhr. Tod pur.
Zwei Kühltürme.
Habedieehre! Hat Rumänien Atomkraft?!
Wahrscheinlich
schon.
Viele große
Zucchini und Kürbisse in den Gärten, muss vom Atom kommen.
Krasse Scheisse!
Was für eine fette Fabrik!
Viel LKW’s.
Stromumspannwerk, der Größe nach für ganz Rumänien, es ist riesig!
Und schon wieder
diese zwei Rohre. Seh ich schon seit wir in diesem Land sind.
Komisch, komisch.
Heruntergekommene
24-stunden Raststätten. Alle geschlossen.
Verdorrtes Gras,
drei Fabrikstürme.
Mülldeponie
gigantisch.
Eine Schafherde
mit schwarz angezogenem Schafhirt mit Stock!!!
Kann mich mal wer
kneifen, bitte?!
Jedes Haus ist
verfallen, wenn nicht ganz, dann halb. Hühner rennen am Gleis daneben, wollt
ihr überhaupt noch leben?!
Kinder stehen am
Bahnhof und winken dem Zug nach. Ich winke wie geistesgestört zurück.
Ein Mann steht
vor dem Sonnenuntergang, hinter ihm umgegrabene Felder.
Er hat einen Stock
in der Hand. Mit der anderen Hand nimmt er einen schluck aus einer kleinen Flasche.
Recht hat er!!!
Ich fühl mich
furchtbar und wein wieder .
4. Station:
Sibiu, Transsylvanien, Rumänien
Unglaublich. Nach
15 stunden Fahrt stolpere ich im Dunkeln aus dem Zug.
Mit vier anderen
Gestalten, die in Tücher gehüllt und mit Taschen bepackt, flink und zielsicher
auf ihrem Weg in die warme, transsylvanische Stube sind.
Ich blicke mich
um, weiter vorne ein kaum beleuchteter Bahnhof, ich in der dunklen Peripherie davon.
Stillgelegte Waggons, Schienen, Ersatzteile.
es ist kalt und
ich hab keinen Schimmer.
Vor dem Bahnhof
stehen Taxis rum, ich widerstehe der Versuchung, die Fahrer schauen mir nach.
Diese dunkle Bahnhofsgegend,
beschließe ich, ist kein guter Platz für eine junge Frau und so lauf ich Zielstrebigkeit
vortäuschend ins Ungewisse.
Taumle durch
verwinkelte Gässchen, den Rythmus vom Zug in den Knochen, Leere im Herzen und
die Dunkelheit im Nacken.
Ich finde mich
vor einer braunen Holztür wieder, das Schild „Felinarul“, was soviel wie
„Laterne“ heisst, verspricht Licht ins Dunkel.
Ich klingle und
warte auf Graf Dracula.
Ein kleiner,
lustig dreinschauender Mexikaner, der soeben das Telefongespräch mit seiner Großmutter
beendet, zieht mich in den Innenhof rein.
Was Felinarul
heisst, hält es auch.
Gemütliche Holzgarnituren
unter Weinlauben, überall Laternen.
Ich öffne eine Tür
und hell blendet mich, was sich vor mir auftut.
In der warmen,
heimeligen Küche werde ich von fünf jungen Männern empfangen, herzlich wäre
untertrieben. Es wird gekocht und gegessen, gesungen, gelacht und getanzt. Das
rumänische Bier fließt aus 2,5 liter flaschen UND Palinka, der rumänische Pflaumenschnaps.
Knapp 70 % alc. For sure.
Später statten
wir der Bahnhofsperipherie nochmals einen Besuch ab und verschönern sie mit
etwas Graffiti.
Wir landen in
einer Karaokebar, wo ich voller Inbrunst, Palinka und starkem Tabak vom harten
Leben in Transsylvanien, unerfüllter Liebe oder was weiss ich was auf rumänisch
singe.
Diese
herzsommerliche Nacht wird als Erfolg verbucht.
Ich wache auf,
noch immer ein wenig alkoholselig mit Farbe am Finger.
Neben mir ein
hübscher, blasser junger Mann.
Halbnackt und
barfuß tappe ich durchs Dormitorium in die Toilette.
Auf meinem Hals
entdecke ich ein rotes Mal.
Verdammt!!
Dacht ichs mir
doch!!!
5. Station,
11.10.2013, Bukarest, Rumänien
Um elf Uhr nachts
komm ich in Bukarest an.
Widerstrebt
eigentlich meinem Single - Reisegrundsatz, ging aber nicht anders.
Es ist
schweinekalt und viele Leute kuscheln sich an die feuchten Mauern des Bahnhofs,
der sogar im Dunkeln noch ungemütlichen Kommunismus ausstrahlt. Die Ärmsten
liegen in Lumpen und Nylonsäcken rum.
Ich lauf weiter,
weil heimelig fühlt sich das alles nicht an.
Straßenköter
jagen mich in dunkle Innenhöfe rein.
Mir klopft das Herz bis zum Hals, scheissunheimlich.
Schlussendlich
find ich eine Bleibe. Bin der einzige Gast.
Ich find das seltsam.
Mit dem jungen
Burschen der schäbigen Unterkunft fang ich an Karten zu spielen.
Er geleitet mich
dazu in den Dachboden des Hauses, wo weiße Leintücher an Schnüren hängen und es
nach alten Büchern riecht.
Ein Bett steht
auch darin.
Alter Schwede!
Der Bursche ist mindestens 10 Jahre jünger als ich!
Es kommt, wie’s
kommen musste:
Er fragt ob ich
eine Massage möchte, und laut lache ich heraus.
Ich hab noch nie
wen entjunfert und belass es dabei.
Auf dem Weg ins Bad erhasche ich noch einen blick
die Treppe runter und sehe die Tochter des Hauses, eine uranständige Frau in
den frühen 20ern mit Faltenrock bis zum Boden, Bluse mit Rundkragen und hellbraunem
Rossschwanz, wie sie mit dem bestimmt 70jährigen türkischen Hauswart (???)
rummacht.
Diese Spelunke
ist schon schräg.
Wenig später
schlüpf ich ins Stockbett meiner Wahl, der ganze Schlafsaal für mich allein.
.........................................................
12.10.2013,
Bukarest, Zentralbahnhof
JESUS FUCK!!!! Wo
ist mein Zugticket?!?!?!?!
Wo ist mein
verdammtes scheiss Ticket nach Istanbul?!?!?!??!!!!!
Feldkirch-istanbul
EIN (!!!) zugticket, kam mir gleich verdächtig gefährlich vor.
Und ich mit meiner
immer zu knapp berechneten Reisekasse, alles Geld im Hosensack, auf der Bank
kein müder Cent!!!! Verdammte Scheisse!!!!
Okay, bleib ruhig.
Bleib ruhig mein Kind. In dürren Blättern säuselt der Wind.
I habs doch immer
in der Seitentasche der Handtasche gehabt, zusammen mit dem Pass!! Ich räum die
ganze Tasche aus.
Ich durchsuch
meinen Rucksack, obwohl ich genau weiss, dass ichs dort bestimmt NIE
hingesteckt hab.
Verflucht, es ist
weg.
In 14 min. fährt
mein Zug.
Okay.
Wo war ich überall??
Ha!!! In schätzativ 47 Läden zwecks Massiv-proviantbeschaffung für die 17-
stunden Fahrt.
Fuuuuuuuuuuuuuuuuck!!!
Okay. Okay.
Ich geh zum
letzten räudigen Cevapcici-Stand wo ich vorhin noch gechillt Kaffee getrunken
hab.
Panisch stier ich den Verkäufer
an. Ist es derselbe wie vorhin??
Keine Ahnung. In gebrochenem
rumänisch-franko-spanglisch keuch ich nach meinem Ticket. Er glotzt aus runden
Glubschaugen ein Loch in die Ferne.
Dann-
In Zeitlupe, nein, noch
langsamer, greift seine Hand hinter die Kaffeemaschine.
Mein Ticket, mein Tickeeeeeeeeeeeeeeeet!!!!!!!!!!!!!!!
Ich gib ihm den ersten Schein
der mir in die Finger kommt, in die zittrigen. Merci. Merciiiiiii!!!!!
Ich deut eine Kniebeuge an und
falte die Hände zu einem thailändischen Dankesgruß.
I suck your dick now or
later?!?!
Immer noch zittrig wutzel ich
mir eine Zigarette zusammen und stürz in den verbleibenden acht Minuten einen
halben liter relax-dosenbier runter.
2 Minuten bevor der Zug abfährt
sitz ich drin.
Leben, Leben!!!! Du bringst mich
ins schwitzen and i love it.
6.
Station, 13.10.2013, Istanbul, Türkei
Nach 9 Reisetagen und 52 stunden
im Zug komme ich in Istanbul an.
Noch nie im Leben bin ich sowas
von ANGEKOMMEN.
Hinter Moscheen und Zitadellen
geht die Sonne für mich auf.
Fischer stehen am Bosporus Spalier
für mich.
2(!!!) Meere und 2(!!!)
Kontinente liegen mir zu Füßen.
Möwen umkreisen mein Haupt.
Ich werde gefeiert wie eine Heldin.
Man schenkt mir Chai,
Sesamkringel und Turkish delight.
Istanbul, du Schöne.
Rein und geläutert leg ich mich
zu dir ins Bett.
Schon vor meiner Ankunft hast du
mich geschwängert,
Und unter frohlocken gebäre ich
mein Leben neu.
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